handle with care

….Heupel entführt uns in eine Welt, in der wir entrückten, von lyrisch überirdischer wie rätselhafter Feierlichkeit geprägten Gestalten begegnen, die uns über Grundfragen menschlicher Existenz nachdenken lassen…

…. im Hinblick auf den Umgang mit Farbe und Kontrast und deren Wirkung spannt sich ein roter Faden in der Kunstgeschichte von Mathias Grünwald und dem Isenheimer Altar über Sir John Everett Millas und den Präraffaeliten bis ins heute zu Manon Heupel. Sie hat eine ganz eigenwillige, ansprechende Bildsprache entwickelt, mit der sie existentielle, universelle Themen verhandelt, die kaum in Worte zu fassen sind.

Eva Schickler Kunsthistorikerin

WAS MACHT KUNST

 

„Mit der in jüngster Zeit von der Forschung wie in der Kunst wiederentdeckten Bildform des Tronie lassen sich im Grunde zahlreiche Bilder von Manon Heupel umschreiben. Indem sie zwischen allegorischem und persönlichem Gehalt changierende Charaktere malt, gelingt es ihr, den eigentlich auf das Gesicht oder den Kopf beschränkten Aspekt auf die (bei ihr zumeist nackte) Ganzkörperfigur auszudehnen. Drei zum Triptychon kombinierte weibliche Akte sind bei Heupel nicht einfach drei Grazien. Wie das früh vom Leben deformierte Wunderkind, sind Erlkönigs Töchter ausdrucksstark und bleiben dennoch merkwürdig überindividuell, damit offen für alle möglichen Assoziationen.“

Harald Tesan Kunsthistoriker

TRONIES. Jenseits des Portraits

 

„Manon Heupel zeichnet sich vor allem durch ihre entrückt wirkenden Gestalten aus, die Grundfragen nach den Bedingungen menschlicher Existenz aufwerfen. Bei ihrem Bildpersonal handelt es sich in hohem Maße um Identifikationsfiguren, die stellvertretend für die bedrohte oder verletzte Integrität von uns allen stehen. Sie scheinen in einer tiefgründigen Melancholie zu verharren, ja in ihrer Einsamkeit gefangen. Während jedoch Heupels ganzfigurige Protagonistinnen oft in einem verstörenden Equilibrium zwischen Unschuld und Verruchtheit pendeln, hat sie in den Tronies deutlicher Stellung bezogen.

 

So kann kann man in ihrer fiktiven Ahnengalerie deutlich zwischen männlichen und weiblichen Charakteren unterscheiden. Die zarten Frauenköpfe sind von geradezu sakraler Anmut und in ihrer Verträumtheit als Verkörperung unerfüllter Sehnsucht wahrzunehmen. Passt zu dieser lyrischen Feierlichkeit der geradezu altmeisterliche Farbauftrag mit weichen Übergängen, so sind zwei offensichtlich männliche Tronies schon aufgrund der malerischen Behandlung Ausdrucksträger physischer und psychischer Gewalt.

 

Roh gespachtelt und impulsiv gekratzt wurde die Farbe beim Mann mit rotem Haar. Vielleicht noch mehr als diese beängstigend triebhafte Gestalt, ist die aschgraue Figur Opfer und Täter zugleich. Aufgrund des hohen Kragens könnte man in ihr einen Invaliden in der Uniform des Ersten Weltkriegs erkennen. Eine solche Assoziation liegt zumindest im Jahr 2014 nahe. Auf alle Fälle ist das geschundene Gesicht mit den leeren Augenhöhlen das des unausweichlichen Todes.“

Harald Tesan Kunsthistoriker